Scilly-Inseln 2022

Scilly-Inseln 2022

Im September 2019 erfuhren wir erstmals während eines Seekajak-Kurses in Ligurien von den Scilly Inseln. Dave – unser schweizerischer Trainer mit britischen Wurzeln– schwärmte von den Scilly Islands und bezeichnete die Inselgruppe als eines der schönsten Seekajak-Reviere.

Zurück in Köln fingen wir an über die Scilly Inseln und deren Lokalisierung zu recherchieren. In wikipedia fanden wir folgenden Eintrag: „Die Scilly-Inseln sind eine Gruppe von mehr als 140 Inseln und über 90 Felsen vor der Südwestspitze Englands. Sie liegen etwa 45 km südwestlich von Land’s End im Atlantik, nahe dem westlichen Ende des Ärmelkanals. Von den etwa 55 größeren Inseln sind heute fünf bewohnt.“ (Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Scilly-Inseln)

Weiteres Foto- und Videomaterial war schnell gefunden und trug rasch dazu bei, dass sich die Scilly Islands zu unserem Sehnsuchtsort entwickelten. Türkisgrünes Wasser, weiße Sandstrände und Palmen wollten uns glauben machen, dass wir die Reise zu einem Ort in der Südsee und nicht in England anstreben.

Nachdem jedoch Seekajak-Kurse bei einem schweizerischen Anbieter unverhältnismäßig teuer sind und Dave nur alle zwei Jahre eine Exkursion zu den Scillies anbietet, machten wir uns auf die Suche nach einem alternativen Kajakanbieter. Prompt wurden wir bei Sea Kayaking Cornwall fündig und buchten Ende Oktober 2019 eine Exkursion für Juli 2020, sowie den Campingplatz und die Fährverbindungen. Zu diesem Zeitpunkt ahnten wir nicht, dass sich unsere Reise wegen Corona um zwei Jahre verzögern sollte.

So war es im Juli 2022 endlich so weit. Mit dem VW-Bus und den Seekajaks auf dem Dach fuhren wir nach Dünkirchen und setzen mit der Fähre nach Dover über. Mit ein paar Stopps an der Küste von Dorset und Devon erreichten wir die cornische Hafenstadt Penzance. Einen Pausentag in Cornwall nutzen wir unter anderem, um einen Ausflug nach Land´s End zu machen und in Penzance im frisch renovierten Jubilee Pool im beheizten Meerwasserbecken zu entspannen.

Am 08. Juli 2022 hatten wir es dann fast geschafft. Die Seekajaks waren um 7 Uhr auf die Personenfähre verladen worden, der Bus auf dem bewachten Parkplatz abgestellt und wir um 09:15 Uhr bereit, auf dem Oberdeck der Fähre die knapp zweieinhalbstündige Fahrt nach St. Mary´s anzutreten.

Bei der Überfahrt genossen wir bei frischer Seeluft den Blick auf Land´s End. Vorbei an dem Leuchtturm Longships Lighthouse steuerte die Scillonian III auf den offenen Atlantik weiter Richtung der Scilly Inseln, bis diese schließlich am Horizont auftauchten.

Während andere Passagiere auf eine der kleineren Inseln weiter reisten, hatten wir unser Ziel mit der Ankunft auf St Mary’s, der größten der Scilly-Inseln, bereits erreicht. Oberhalb der Hauptstadt Hugh Town lag unser Campingplatz auf dem höchsten Punkt der Insel und wir waren froh, dass unsere Taschen mittels Pick-Up dorthin gebracht wurde.

Mit leichtem Tagesgepäck konnten wir den Spaziergang antreten. Auf der Anhöhe erreichten wir auf halbem Weg zum Campingplatz das Star Castle Hotel aus dem 16. Jahrhundert. Von dort aus konnten wir erstmals den atemberaubenden Blick auf das Meer und die Nachbarinseln genießen. Wir sogen die Eindrücke in uns auf und waren angekommen. In den kommenden beiden Wochen war dies unser Lieblingsplatz, um minutenlang den Blick und die Gedanken schweifen zu lassen und die Schönheit dieses Ortes zu genießen.

Auf dem Campingplatz angekommen, wurden wir zu dem, für die Kursteilnehmenden reservierte Areal begleitet. Wir bauten unser Zelt neben der Windschutzhecke auf saftigem Grün auf. Diese Stelle sollte sich später als idealer Platz herausstellen. Wir waren in unserer Ecke nicht nur gegen Wind und schrägen Regen, sondern auch gegen die pralle Sonne gut geschützt.

Etwas gewöhnungsbedürftig war es, keinen Strom am Zelt zu haben. Das nächtliche Aufladen von Powerbanks und Handy übernahm die Rezeption für einen beachtlichen Aufpreis. Gut, dass wir die große Ladestation (7,5 Kilogramm) mitgenommen hatten und bei freundlichen Nachbarn aufladen konnten.

Die sanitären Einrichtungen waren einfach aber ausreichend und mit einer 1-Pfund-Münze könnte man bei einer definierten Wassertemperatur immerhin drei Minuten lang heiß duschen.

Nachdem das Zelt aufgebaut und wir soweit eingerichtet waren, machten wir uns auf den Weg zum Fähranleger, um die Kajaks auf die andere Seite der Bucht zu paddeln. Bei der dort ansässigen Segelschule konnten wir die Boote auf dem Trailer von Sea Kayaking Cornwall unterbringen.

Auf dem Rückweg zum Campingplatz erkundeten wir die lokalen Geschäfte und Einkaufsmöglichkeiten und deckten uns mit frischem Obst und Gemüse ein. Nach dem Abendessen spazierten wir den Weg hinter dem Campingplatz entlang. Er führte zu einem mit Heidekraut bewachsenen Hang, der uns zu den historischen Mauern alter Stellungen führte. Dort genossen wir den Sonnenuntergang über dem glitzernden Meer. Zurück am Zelt erfuhren wir beim Anblick der Milchstraße, was es bedeutet, am dunkelsten Ort Cornwalls zu sein. Hier fühlte man sich den Sternen viel näher.

Am nächsten Tag erreichten die anderen Kursteilnehmenden den Campingplatz und gegen 16 Uhr holten uns unsere Trainer ab. Gemeinsam trat die Gruppe den zwanzigminütigen Fußweg zum Trailer an. Dort wurden die Teilnehmenden mit Boot, Paddel, Spritzdecken und Schwimmwesten auszurüsten, sofern erforderlich.

So konnte es am folgenden Tag erstmals losgehen.

Um sich einzupaddeln starteten wir mit der Umrundung von St. Mary´s. Die 15 km lange Tour eignete sich zum Kennenlernen des Paddelgebiets und der Mitpaddelnden. Es herrschte eine ausgelassene Stimmung und bei herrlichem Wetter genossen wir das christallklare Wasser. In den Pausen versorgten wir uns in kleinen Buchten mit Heißgetränken und Gebäck.

An den darauffolgenden Paddeltagen erkundeten wir bei Tagestouren zwischen 16 und 21 Kilometern die benachbarten Inseln mit Ihren Buchten, Sandbänken und Steinküsten. In der ersten Woche sorgten blauer Himmel und Sonnenschein bei knapp 22 Grad und leichter Brise für die nötige Urlaubsstimmung. Es entstanden Bilder wie aus dem Werbeprospekt. Austernfischer und Möwen waren unsere ständigen Begleiter. Darüber hinaus begegneten wir auf den Reisen großen Seehundekolonien, sahen riesige Quallen und erlebten als absolutes Highlight Papageientaucher in freier Wildbahn. Eine Tour war schöner als die andere und wir kamen aus dem Staunen nicht mehr raus. Auch abseits des Wassers ließen wir es uns gut gehen. Gemeinsam mit den anderen Paddler*innen verbrachten wir eine wundervolle Zeit, stießen mit Champagner auf eine Silberhochzeit an und genossen beim abendlichen BBQ den frisch gefangenen Seelachs.

In der zweiten Woche ging es bei etwas stürmischeren Bedingungen ähnlich weiter. Auf den Touren legten wir nun täglich zwischen 19 und 26 Kilometer zurück. Die Landschaftseindrücke verloren nicht an Faszination und wir durften nochmals Papageientaucher aus der Nähe bewundern. Wir lernten vom Kajak aus Fisch zu fangen und wussten an diesem Tag, dass das Abendessen auf dem Grill gesichert war. Bei unseren Pausen erschlossen wir uns weitere kulinarische Köstlichkeiten: Cornische Pasteten und Scones mit Clotted Cream und Erdbeermarmelade.

Als es für uns nach 2 Wochen mit der Fähre nach Cornwall zurück ging, hatten wir grandiose Eindrücke gesammelt, herrliche Stunden auf dem Wasser verbracht und wundervolle Menschen kennengelernt, die wir teilweise im Oktober beim Seekayak Symposium erneut trafen und zu denen wir bis heute Kontakt pflegen.

Unser Fazit: Die Scilly-Inseln sind auf jeden Fall eine Reise wert!

Gabi

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