Auf dem Rhein bis in die Nordsee ...

Auf dem Rhein bis in die Nordsee ...

Rhein NS GruppeMit der Idee den Rhein bis zur Mündung in die Nordsee zu paddeln, beschäftigte ich mich schon seit einigen Jahren. Bis hinter Duisburg nach Walsum hatte ich es mit Christian schon mal geschafft und bei einer Fahrt mit einem Ausflugsschiff von Emmerich nach Rotterdam hatte ich mir den Abzweig des Waals vor Arnheim und den Hochseehafen Rotterdam angesehen. Der Schiffsverkehr in Rotterdam mit dem Hochseehafen war sehr beeindruckend und für Kajakfahrer sehr anspruchsvoll. Für mich verlockender war dagegen die Idee über die IJssel und das IJsselmeer zur Nordsee zu paddeln. 

Auf der Bootsmesse erwarb ich das Rhein-Buch von Manfred Fenzl mit der Streckenbeschreibung vom Rheinfall bis zur Nordsee und zum IJsselmeer. Nun suchte ich nach Mitpaddlerinnen und Mitpaddler, die Lust und vor allem Zeit haben mit mir im Seekajak ca. 400 km auf Rhein und IJssel unterwegs zu sein. Urlaubspläne und begrenzte Urlaubstage meiner noch berufstätigen Paddelfreunde verhinderten bisher die Umsetzung meiner Idee. Glücklicherweise konnte ich Gabi und Alex in diesem Sommer von meinem Vorhaben begeistern und es gab sogar für die Tour ein Zeitfenster von 7 Tagen im August. Die eine Woche mitten im August war nun fest vereinbart und wir wollten schauen, bis wohin wir in den 7 Tagen kommen. Darin, dass wir uns nicht im Voraus auf Etappenziele festlegen, im Zelt oder in Bootshäusern übernachten und selber kochen, waren wir uns einig. Doris hatte angeboten uns am Ziel abzuholen, damit waren die Rahmenbedingungen geklärt.


Rhein Nordsee KarteAm Freitag den 9. August starteten wir um 14 Uhr mit gepackten Booten bei einem Pegel von 230 cm in Köln und einem leichten Rückenwind in Zündorf, wir hatten uns für die erste Etappe bei WSC Dormagen angemeldet und paddelten die 41 km mit einer Pause in Leverkusen recht zügig und wurden kurz nach 18 Uhr von den Kanufreunden in Dormagen begrüßt. Wir schafften es fast noch vor dem einsetzenden Regen die Klamotten aus den Booten ins Bootshaus und die Boote hoch zu tragen. Nachdem die Anmeldeformalitäten erledigt, der Obolus für die Übernachtung entrichtet und wir frisch geduscht waren kam auch schon unser erster Besuch. Mein Freund Klaus aus Langenfeld hatte sich mit seinem Kumpel Andreas trotz des Regens auf die Fahrräder geschwungen, um uns nach der 1. Etappe in Dormagen-Zons zu begrüßen. In der Gaststätte an der Fähre wurde dies bei entsprechenden Kaltgetränken gefeiert, später erweiterten noch Mechtild und Franz die Runde. „Von Sinnersdorf aus habe es sich praktisch angeboten, uns die guten Wünsche für unsere Tour persönlich mit auf den Weg zu geben.“ Für uns war dies ein toller Start, und an dieser Stelle noch einmal ganz herzlichen Dank an unsere Besucher! J  Am nächsten Morgen waren wir um 9 Uhr startbereit auf dem Wasser.

 Rhein Nordsee WellenWir freuten uns auf die Kulisse der Düsseldorfer Altstadt und waren gespannt auf den veränderten Schiffsverkehr ab Duisburg. Bis dahin paddelten wir aber immer wieder zwischen Feldern und bewaldeten Ufern und selbst für die Pause auf der linken Rheinseite gegenüber von Düsseldorf fanden wir Kiesstrand und eine Wiese. Leider war Mittagszeit und in dem gegenüberliegenden Freilichtkino mit seiner riesigen Leinwand war noch kein Programm. Heute wurden wir mit einem 4er Rückenwind unterstützt, wie heftig dieser Wind blies, merkten wir besonders auf den wenigen Stellen, in denen der Rhein eine starke Biegung macht und wir gegen den Wind anpaddeln mussten. Auch in Duisburg blieben wir auf der linken Rheinseite und konnten die Hafeneinmündungen entspannt beobachten. Wir hatten im Flussführer einen kleinen Hafen in Walsum mit einem Segel- und Kajakverein gefunden und nutzten den Rückenwind, um noch einige Kilometer zu paddeln. Leider war der Steg des Yachtclubs völlig verwahrlost und der Zugang zum Ufer verschlossen und vom Kanu-Club weit und breit nichts zu sehen, zudem gab es keine Möglichkeit auszusteigen. Dank Smartphone und Canua-App des DKV konnten wir Kontakt zu den drei Kilometer entfernten Kanufreuden „Rheintreue“ aufnehmen. Nach 80 km mussten wir nur noch eine Treppe überwinden und ca. 300 m über den Deich rollern.... Dafür wurden wir dann aber sehr herzlich mit einem kühlen Bier und leckeren Reibekuchen begrüßt. Die Zelt- und Wassersportfreunde „Rheintreue“ haben ein schönes neues Bootshaus mit tollen Sanitäranlagen sowie Caravan Stellplätzen. 

Rhein Nordsee 2019 StorchVon hier aus waren es noch 56 km bis nach Emmerich, da der Wind zwar nicht mehr ganz so kräftig aber immer noch aus Südwesten blies, erinnerten wir uns an die Empfehlung von Britta und Stefan und wir meldeten uns beim Emmericher Kanuverein an. Der Schiffsverkehr hatte ab Duisburg zugenommen und die Schubverbände mit Kohle und Eisenerz von Rotterdam ins Ruhrgebiet erforderten eine erhöhte Aufmerksamkeit von uns. Ca. 10 km vor Emmerich kamen uns Birga und Jörg in ihren Surfskis entgegen. Sie hätten von uns gehört und ihre Trainingsfahrt genutzt, um uns abzuholen und auf den letzten Kilometern zu begleiten, was für eine tolle Aktion! Sie trainierten für die Marathondistanzen und waren zudem richtig versiert, mit den offenen Surfskis in den Wellen der Schiffe zu spielen. Von ihnen erfuhren wir, dass die Schubverbände aus Rotterdam immer ganz rechts, d.h. von Rotterdam kommend nahe am linken Rheinufer fahren und mit den 2,5 bis 3,5 hohen Wellen für Kajakfahrer richtig gefährlich sind. Surfen könne man besser bei den leeren, stromabwärtsfahrenden Schubverbänden oder höchstens mit großem Abstand in der 10. Welle hinter den Schiffen!! Der Emmericher Kanuverein liegt ganz am Ende vom Industriehafen und ist über eine sehr hohe Treppe erreichbar, auf dem neuen Ponton konnten wir die Boote zum Glück zum Teil entladen. Von der Treppe abgesehen haben wir die Gastfreundlichkeit und das schöne Clubhaus genossen, für den Einkauf am Montagmorgen stand uns sogar ein Fahrrad zur Verfügung! 

Rhein Nordsee 2019 FähreGut versorgt paddelten wir am Montagmorgen an Emmerich vorbei und bei Flusskilometer 857,9 passierten wir die Grenze zu den Niederlanden. Nach weiteren 10 km erreichten wir die Gabelung, bei der wir den Waal links ließen und rechts in den Pannerdensch Kanaal paddelten. Nun lagen 12 km fast ganz ohne Strömung vor uns, dann gabelte sich der Kanal und links verließ uns der Neder Rijn und wir blieben rechts auf der Gelderschen IJssel. Der Schiffsverkehr wurde weniger, wenige Frachtschiffe und einige Sportboote begegneten uns, dafür war Vorsicht bei den Gier- und Seilfähren geboten. Die motorunterstützen Gierfähren waren an in der Mitte der IJssel verankerten Pontons befestigt und traversierten den Fluss, die Seilfähren zogen sich an ein im Fluss liegendes Seil von einem Ufer zum anderen. Wir warteten jeweils bis die Fähre angelegt hatte und paddelten dann zügig weiter. Die IJssel hatte, wie auch der Rhein Niedrigwasser, entsprechend wenig Strömung und die Ufer waren am ersten Tag in Holland oft von hohen Steinschüttungen geprägt. In der Nähe von Doeburg nach 52 Tageskilometern erreichten wir in einem Altarm den anvisierten Campingplatz, eine Familie aus Gelsenkirchen gestattete uns auf ihrem Terrain unsere Zelte aufzuschlagen und bot uns während des Regens sogar Unterschlupf in ihrem Vorzelt, damit wir unsere Nudeln kochen konnten.

Rhein Nordsee ZielAm Tag darauf ließen wir es etwas ruhiger angehen (47 km), zumal die Landschaft mehr Ausblicke erlaubte und der Flussführer uns im Yachthafen von De Scherpenhof neben einem gut angelegten Campingplatz auch ein subtropisches Schwimmbad und Sauna versprach. Leider erwies sich das Schwimmbad als wenig verlockend, weil uns beim Öffner der Tür eine derart heftige Chlorwolke entgegenkam, dass wir sofort wieder ins Freie flüchteten und die Sauna war 2 km entfernt.... L! Aber die Campingwiese war groß und nur am Rand mit Wohnwagen und Autos besetzt. Abends wurden für ca. 1 Stunde einige Jetskis zu Wasser gelassen, wir hatten offensichtlich Glück, dass es nicht mehr Wochenende war. Für den nächsten Mittwoch war – bis auf einige Schauern mit vereinzelten Gewittern – noch schönes Wetter vorausgesagt aber am Donnerstag sollte es den ganzen Tag regnen, deshalb beschlossen wir unsere Tour am Mittwoch zu beenden. Bis zur Mündung der IJssel ins Ketelmeer waren es noch 55 km, die sollten wir bis zum frühen Abend schaffen, so dass wir Doris anriefen und sie baten, uns schon am Mittwochabend abzuholen. Wir hatten mittels Google in Ketelhaven eine Rampe und ein Restaurant am Yachthafen gefunden und Doris die Andresse übermittelt.

Etwa gegen Mittag unseres letzten Paddeltages „knackten“ wir die 300 km und die Landschaft entsprach mehr und mehr unserem Klischeebild von Holland mit den ersten Windmühlen und Plattbodenschiffen...In Kampen lagen schon wieder richtig große Schiffe an der Promenade und auf den letzten 10 km bis zur Mündung der IJssel ins Ketelmeer kamen uns auch einige hochseetüchtige Frachter entgegen. Die Mündung war mit zwei großen Leuchtfeuern als Orientierung für die vom Ijsselmeer kommenden Schiffe markiert und für uns war mit dem Ketelmeer das Ziel erreicht. Dank Gabis kommunikationsstärke und Organisationstalent konnten wir nach dem Aus- und Aufladen der Boote und vor dem Abschlussessen mit Doris in dem in aller Hinsicht schönen Restaurant Lands End, noch kostenfrei die Duschen des Yachtclubs nutzen! Bei strömendem Regen fuhren wir zufrieden zurück und waren kurz nach Mitternacht wieder in Zündorf. Es war eine herrliche Tour mit vielen besonderen Eindrücken und der Erfahrung, dass unsere Kleingruppe hervorragend harmonierte, wir paddelten in etwa das gleiche Tempo, hatten gleiche Vorstellungen von den Übernachtungsplätzen und der Verpflegung und auch von der Länge der Etappen, vielen Dank an Gabi und Alex!

Matthias

 

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