Am Dienstag vor Himmelfahrt trafen sich sieben Zugvögel ( Matthias, Johannes, Christian, Franz, Tobias, Michael und Alexander ) und ein Gast ( Nico ), um in die Schweiz zum Vorderrhein aufzubrechen. Nach einer entspannten Fahrt kamen wir mitten in der Nacht auf dem Zeltplatz Carrera in der Nähe von Ilanz an. Die Paddler wurden nach einer kurzen Nacht von der Morgensonne und einem wunderbaren Ausblick auf die Berge begrüßt. Während des Frühstücks bekamen wir dann die ( erwartete ) schlechte Nachricht, dass wir mit unseren Zelten umziehen müssen, da wir nicht auf dem richtigen Platz standen. Wir hatten jedoch nicht erwartet, dass dies das Mannschaftszelt einschloss. Leider existieren hierzu keine Fotos, aber ich kann versichern, dass es ein interessanter Anblick ist, wenn ein Mannschaftszelt quer über einen Zeltplatz ( und einen Berg hinauf ) getragen wird!
Nachdem wir diesen Umzug erfolgreich gemeistert hatten, ging es zum ersten Mal auf den Vorderrhein von Ilanz bis nach Reichenau. Nach einer kleinen Vorbesprechung ging es auf den Fluss und ich bildete zusammen mit Michael das Schlusslicht. Als wichtigste Lektion des Tages lernte ich sofort, dass ich den Fluss die Arbeit machen lassen sollte und ruhig, ohne Hektik und Kraft paddeln sollte. Es sollte jedoch eine Weile dauern, bis ich wirklich ruhig wurde und nicht mehr der Meinung war, dass ich bei jeder größeren Welle gleich schwimmen werde. Genauer gesagt dauerte es bis zu meiner ersten Querfahrt über einen Stein mit anschließender erster Rolle auf einem Wildwasserfluss. Es gibt doch wirklich nichts besseres, um die Nerven zu beruhigen, als eine erfolgreiche Rolle. Aus diesem ( und keinem anderen ) Grund wiederholte ich die Rolle an dem Tag noch weitere sechs Mal. Mein persönliches Highlight an diesem Tag war jedoch das schwarze Loch, wo wir alle ausstiegen und uns eine gute Linie suchten. Zu meiner nicht geringen Überraschung schaffte ich es die Linie gut zu treffen und kam dadurch sehr entspannt an dem schwarzen Loch vorbei. Gegen Ende der Strecke gab es noch einige Überraschungen, die sich eigentlich mit einem Wort zusammenfassen lassen: Pilze! Wir wurden mehrfach meterweit über den Fluss geschoben. Nach diesem ersten erfolgreichen und spaßigen Paddeltag ging es dann zurück zum Zeltplatz, um uns zu stärken und ( zumindest in meinem Fall ) früh schlafen zu gehen, um den Schlaf vom vorherigen Tag nachzuholen.
Am nächsten Tag paddelten wir, nun mit neun Leuten ( Hanna war in der Nacht angekommen), wieder den Vorderrhein, aber etwas weiter oben, nämlich von Cumpadials nach Tavanasa. Schon vorher sagte man mir, dass der Flussabschnitt gänzlich anders ist, als der vom Vortag, nämlich deutlich mehr Steine und flacheres Wasser. Ich gab mir Mühe der Linie zu folgen, die Franz vor mir fuhr, aber ich hatte mehr als einmal das Gefühl, dass ich die Steine eher suchte ( und fand ) als zwischen ihnen hindurchzufahren. Dies machte den Tag für mich deutlich anstrengender als den Vortag, da man sich deutlich mehr konzentrieren musste. Am Schluss der Strecke ging es noch einen Katarakt hinunter. Dort stiegen wir erst einmal aus und suchten uns eine gute Linie. Ich war froh über die Verschnaufpause, die Tipps und die Tatsache, dass ich fünf mal zuschauen konnte, wie gefahren wurde, bevor ich selber fuhr. Ich kam auch gut runter, wenn man von einer kurzen Rückwärtsfahrt und zu frühem entspannen mit anschließender Rolle mal absieht. Wir entschieden uns die Strecke am nächsten Tag direkt noch einmal zu fahren. Dieses Mal hatten wir etwas weniger Wasser, was es einfacher machte den Weg durch die Steine zu finden, da wir weniger Wucht hatten und die Steine auch deutlich besser zu sehen waren.
Am vorletzten Paddeltag ging es zum Hinterrhein und zur anspruchsvollsten Strecke der Tour. Wir hatten relativ wenig Wasser, so wenig, dass es zwischendurch die Befürchtung gab, dass wir gar nicht fahren können. Es reichte jedoch und wir bildeten, wie schon am Vortag, drei Gruppen, damit die Kehrwässer nicht so überfüllt sein würden. Zusammen mit Christian und Michael bildete ich die letzte Gruppe. Wir fuhren häufig auch sehr kleine Kehrwässer an und rotierten auf diese Weise die Reihenfolge, damit jeder Mal vorfahren und seine eigene Linie suchen konnte. Auch deshalb war ich über den niedrigen Wasserstand und die zwei Tage vorher sehr froh, denn sonst hätte ich wohl weniger Spaß gehabt. Gegen Ende führte der niedrige Wasserstand dazu, dass wir, bis auf Tobias, eine Stelle umtragen mussten, da sie extrem verblockt war. Ansonsten war der Hinterrhein schön zu befahren, auch wenn sich der eine oder andere mehr Wasser gewünscht hätte, aber wir kommen ja bestimmt noch mal wieder!
Am Ende fuhren wir noch einmal die Strecke vom ersten Tag. Dieses Mal hatten wir merklich weniger Wasser, was ( fast ) die gesamte Strecke einfacher machte. Deshalb entschieden wir, dass wir am schwarzen Loch nicht aussteigen mussten, sondern so wie am ersten Tag fahren können. Nachdem die ersten gefahren waren und anscheinend alles geklappt hatte ( das Ziel war durch die letzte Kurve nicht einsehbar ), fuhr auch der Rest und bekam schnell die Antwort auf die Frage, warum so nah an der Felswand entlang gefahren wurde. Am Ende wurde man nämlich regelrecht Richtung Felswand gedrückt und kam in sehr unruhiges Wasser. Dies führte dann auch zu zwei Schwimmern und dazu, dass wir die zwei Boote erst recht spät rausbekamen. Glücklicherweise waren an dem Tag auch noch Rafter unterwegs und brachten unsere Schwimmer zu ihren Booten. Die restliche Strecke war dann wieder entspannter als am ersten Tag und war ein schöner Abschluss des Urlaubes, der in mir Lust auf mehr geweckt hat. Ich freue mich schon auf die nächsten Wildwasserurlaube!
Text: Alexander Bilder: Matthias